Welche Stärken hat Ihr Unternehmen als Arbeitgeber: Welches sind die Hauptfaktoren, warum Sie neue Mitarbeitende gewinnen und die Mitarbeitenden auch längerfristig bei Ihnen bleiben?
Katarina Karadzic, Projektleiterin Unternehmenskommunikation und Employer Branding bei IWB, und Joe Wittwer, HR Business Partner bei IWB: IWB hat sich den Themen Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien verschrieben – das spricht viele Arbeitnehmer*innen an. Bei sinnhaften Projekten wie dem Ausbau der Solarenergie und dem Umbau der Wärmeversorgung im Kanton Basel-Stadt können sich unsere Mitarbeitenden für eine bessere Zukunft engagieren. Wir bieten ihnen zudem die Möglichkeit, sich laufend zu entwickeln. Und das auch unabhängig von einer Führungsfunktion in einer Fachlaufbahn.Weitere wichtige Erfolgsfaktoren sind auch die Arbeitsplatzsicherheit, die guten Sozialleistungen und unsere Vorteile für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Anita Wüthrich, Personalverantwortliche der Technische Betriebe Weinfelden AG: Stadtwerke sind attraktive Arbeitgeber, weil wir authentisch sind und Berufsgruppen mit speziellem Charisma haben. Damit meine ich Mitarbeitende, die mit beiden Beinen im Leben stehen, bei ihren Aufgaben verschiedene Aspekte einbeziehen müssen – Grundversorgung, Kundschaft, Politik, Nachhaltigkeit – und dadurch beweglich im Kopf sind. Was unser Unternehmen speziell auszeichnet und von anderen Energieversorgern abgrenzt: Die Stadt Weinfelden ist zwar unsere Aktionärin. Wir sind aber privatwirtschaftlich geführt, von der Stadtverwaltung unabhängig, haben flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege. Das empfinde ich als echten Wettbewerbsvorteil, der auch die Rekrutierung erleichtert.
Welches Potenzial sehen Sie künftig für das Employer Branding?
Katarina Karadzic und Joe Wittwer: Das Employer Branding schafft einerseits eine klare Positionierung und bietet Orientierung am Arbeitsmarkt. Es verdeutlicht, wofür ein Arbeitgeber steht, warum er attraktiv ist und was ihn einzigartig macht. Das hilft, neue Mitarbeitende zu gewinnen, weil eine Vorstellung entsteht, wie es ist, bei uns zu arbeiten. Andererseits wirkt das Employer Branding auch gegen innen, indem es zum Beispiel die Arbeitsbedingungen verbessert. Das wiederum hilft, Mitarbeitende zu binden und langfristig attraktiv zu bleiben.
Anita Wüthrich: Es ist kein Allheilmittel, aber wichtig für uns, um im aktuellen Arbeitnehmermarkt am Ball zu bleiben. Denn Trends wie zum Beispiel hybrides Arbeiten und verschiedene Teilzeitmodelle entsprechen einem längst bestehenden Bedürfnis vieler Arbeitnehmer:innen. Hier müssen wir Lösungen anbieten können – und sie auch aktiv kommunizieren, weil die potenziellen Bewerber*innen auf den sozialen Medien unterwegs sind und schauen: Wie präsentiert sich das Unternehmen? Passt es zu mir und meinen Anforderungen?
Wie können Unternehmen ihre Mitarbeitenden in den Employer-Branding-Prozess einbeziehen?
Katarina Karadzic und Joe Wittwer: Ein zentrales Instrument dafür ist die Mitarbeiterumfrage. Damit zeigen die Mitarbeitenden dem Unternehmen seine Stärken und Schwächen als Arbeitgeberin auf. Davon lassen sich Handlungsfelder und Massnahmen ableiten, um sich als Arbeitgeberin zu verbessern. Weiter stellen wir auf unserer Karriere-Website Mitarbeitende mit ihrer persönlichen Geschichte vor: Warum arbeiten sie bei uns? Welche Aufgaben erledigen sie? Was mögen sie an IWB – und was weniger? Solche Porträts vermitteln den Bewerber*innen ein authentischeres Bild von IWB als Arbeitgeberin und bedeuten eine Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden. Auch bei der Rekrutierung beziehen wir Mitarbeitende ein. Wenn wir offene Stellen ausschreiben, bitten wir Mitarbeitende aus dem entsprechenden Team, den Beitrag auf LinkedIn zu teilen. Das Netzwerk der Mitarbeitenden ist sehr wertvoll. Mit ihrer Hilfe erreichen wir mehr Kandidat*innen.
Anita Wüthrich: Die Mitarbeitenden sind wichtige Botschafter*innen und Imageträger*innen für unser Unternehmen. Und das nicht nur, wenn sie in der Arbeitskleidung Aufträge erledigen, sondern genauso in ihrer Freizeit. Im besten Fall beschreiben sie uns in ihrem Umfeld als modernen, guten Arbeitgeber, der sich um seine Mitarbeitenden kümmert. Um das zu erreichen, müssen wir unsere Werte leben und auf allen Stufen eine Vorbildfunktion wahrnehmen. Wir lassen unsere Mitarbeitenden immer wieder in den sozialen Medien und in unserem Kundemagazin zu Wort kommen. Derzeit etwa zum Thema Fernwärme in Weinfelden: Unsere Fachleute erklären, wie sie sich für dieses Zukunftsprojekt engagieren.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste für erfolgreiches Employer Branding?
Katarina Karadzic und Joe Wittwer: Erstens ist erfolgreiches Employer Branding immer an die Identität des Unternehmens geknüpft: Wer sind wir und wofür stehen wir? Das ist wichtig, weil die Arbeitgebermarke eine Ausprägung der Unternehmensmarke ist – und keine Parallelwelt. Zweitens richtet sich das Employer Branding genauso an die bestehenden Mitarbeitenden wie an Bewerber*innen. Nur wenn es intern gelingt, die Arbeitgeberidentität zu verankern und sie konsequent zu leben, kann man sie glaubhaft nach aussen vermitteln.
Anita Wüthrich: Das Wichtigste ist, nahe an den Mitarbeitenden zu sein. Bei uns kennen sich alle und pflegen eine wertschätzende Kultur. Das beginnt schon damit, den «Znünikaffee» am gleichen Ort zu trinken, um über die Berufsgruppen hinweg ins Gespräch zu kommen. Weiter führen wir Teamevents und Aktionen im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements durch. Erfolgreiche Massnahmen fürs Employer Branding zeichnen sich meiner Meinung nach dadurch aus, dass beide Seiten davon profitieren – der Arbeitgeber und die Arbeiternehmer*innen.