Stadt+ - Die urbane Energieversorgung der Zukunft

Der 5. Stadtwerkekongress fand am Freitag, 24. Mai 2024, in Davos statt. Zahlreiche Expert:innen aus der Energiebranche, Wissenschaft und Politik sind in die bekannte Kongress-Stadt angereist, um das zukünftige städtische Leben mit dem Schwerpunkt auf der Energieversorgung zu beleuchten. Letztes Jahr hat die Schweizer Bevölkerung das Klimaziel Netto-Null 2050 angenommen und auch in der Schweizer Energiebranche ist es weitgehend unbestritten, dass beim Klimawandel Handlungsbedarf besteht.

Reto Knutti, Professor am Institut für Atmosphäre und Klima der ETH Zürich, verdeutlichte die Dringlichkeit des Klimaschutzes. Mit dem Ja zum Klima- und Innovationsgesetz vor einem Jahr hat die Schweizer Bevölkerung den Weg zur CO₂-neutralen Schweiz eingeschlagen, trotzdem fehlt oftmals der Zuspruch der lokalen Bevölkerung zu einzelnen Projekten. Die Stadtwerke als Grundversorger müssen dementsprechend auch eine wichtige Rolle in der Kommunikation mit ihren Kund:innen in der Grundversorgung übernehmen.

Zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung lebt im urbanen Raum, weshalb Städte mit ihren Stadtwerken eine grosse politische Rolle bei der Erreichung der Netto-Null-Ziele spielen. Ihre aktive Beteiligung ist entscheidend, um nachhaltige Veränderungen zu erreichen. Auch Benoît Revaz, Direktor des BFE, beleuchtete die zukunftsweisende Rolle der Städte bei der Energiewende. Die Stadtwerke können durch innovative Lösungen viel zur Reduktion von Emissionen beitragen. Zudem zeigte Revaz die strategische Bedeutung der Schweizer Städte im europäischen Energiemarkt auf. Ein Stromabkommen mit der EU ist für ihn in Zukunft unumgänglich.

Die Schweiz hat an 41 Netzstellen einen grenzübergreifenden Stromaustausch, betonte ebenfalls Andrea Mäder, Head of Public Affairs bei Swissgrid. Die Datenqualität in der Schweiz müsse stark verbessert werden. Zudem wird der Datenaustausch mit der EU von immer grösserer Bedeutung, insbesondere durch die zunehmend schwankende Auslastung der Stromnetze aufgrund Stromeinspeisungen der PV-Anlagen. Für das Stromabkommen müsse die Branche zusammenstehen und eine gemeinsame Lösung finden, damit das Generationenprojekt Energiewende geschafft werden kann.

Nach der Mittagspause gab es in den Breakout-Sessions angeregte Diskussionen zu verschiedenen Themen der Energiebranche. Von Interessenskonflikten beim Solarausbau über die Auswirkungen des neuen Stromgesetzes bis zur Anwendung von KI in der Fernwärmeplanung und erneuerbaren Gasen in Wärmeverbünden brachten die Teilnehmenden ihre Erfahrungen ein und tauschten sich mit anderen Expert:innen aus.

In der darauffolgenden Podiumsdiskussion gaben unter anderem Dr. Hans-Kaspar Scherrer, CEO von Eniwa und Verwaltungsratspräsident der Swisspower AG, und Silvia Banfi Frost, Energiebeauftragte der Stadt Zürich, Einblick in die Herausforderungen der Energiewende für die Städte und ihre Stadtwerke. Beide sind der Meinung, dass die Probleme in der Zukunft eher zunehmen werden und appellierten an die Zusammenarbeit aller Beteiligten.

Eine andere Herausforderung ist und wird der Fachkräftemangel sein. Leon Trippel, Co-Initiator der deutschen Brancheninitiative «Ohne Hände keine Wende», zeigte Handlungsmöglichkeiten auf, welche in Deutschland für die Bewältigung des Fachkräftemangels in der Energiebranche in Angriff genommen wurden. Laut Trippel wurde bereits viel über das Problem des Fachkräftemangels gesprochen, jedoch fehlt es an Initiative zur konkreten Umsetzung.

Im Namen der Trägerorganisationen möchte sich Swisspower bei allen Referierenden für ihre spannenden Inputs, bei allen Sponsoren für ihre grosszügige Unterstützung sowie bei allen Teilnehmenden für die anregenden Diskussionen herzlich bedanken. Wir freuen uns bereits auf den nächsten Stadtwerkekongress!