Deshalb sind konkrete Laufzeitbeschränkungen für Kernkraftwerke sinnvoll

Im folgenden Artikel für die Online-Zeitung «Die Zukunft ist erneuerbar» erklärt Hans-Kaspar Scherrer, Verwaltungsratspräsident der Swisspower AG, weshalb konkrete Laufzeitbeschränkungen für Kernkraftwerke sinnvoll sind.

Die Swisspower Stadtwerke unterstützen die Energiestrategie 2050 und setzen sich in zahlreichen Bereichen tatkräftig dafür ein, dass den Worten nun auch Taten folgen. Die Stadtwerke bauen den Anteil erneuerbarer Energien in ihren Produktionsportfolien laufend aus. Dies nicht nur im Bereich der Elektrizität, sondern auch bei Erdgas und der Wärmeversorgung. Denn viele diskutieren vordergründig über die «neue Stromstrategie des Bundes», obschon der Verbrauch fossiler Energieträger für Mobilität und Gebäudeheizung dreimal grösser als der gesamte Stromverbrauch der Schweiz ist.

Heute hat der Verbrauch in der Schweiz so weit zugenommen, dass unser Stromexport je nach Jahrestemperaturverlauf zurückgeht oder in der Jahresbilanz mehr Strom importiert als exportiert wird. Zudem sind die Strompreise in Europa im Sinkflug; Überkapazität infolge schwächelnder Wirtschaft, tiefer Weltmarktpreise für Kohle, Gas und Öl und des staatlich geförderten Zubaus erneuerbarer Energien bereiten den Stromversorgern grosse Mühe. In diesem Umfeld alle Parameter des Gleichungssystems Energiewende unbestimmt zu lassen, erachte ich als kritisch und nicht zielführend. Wenn uns unsere Zukunft und die der nächsten Generation wichtig ist, dann müssen wir mit der Umsetzung der Energiewende jetzt starten und die Ziele der Energieeffizienz, der Reduktion unseres Energieverbrauchs wie auch der Reduktion der Klimagase anpacken.

Mit fixen Laufzeiten für die fünf Schweizer Kernkraftwerke – unter der Voraussetzung, dass die Sicherheitsanforderungen vollständig eingehalten sind – kann die Planung für den Rückbau wie auch für den Ausbau der erneuerbaren Energieproduktion gewährleistet und mit der Umsetzung gestartet werden. Welches Laufzeitenmodell gewählt wird, hängt von zahlreichen politischen, technischen und wirtschaftlichen Faktoren ab. Insbesondere davon ob es den Betreibern in den nächsten Jahren gelingen wird, das Vertrauen in die Sicherheit unserer Kernenergieanlagen aufrecht zu erhalten. Eine überstürzte Abschaltung hilft der Energiestrategie 2050 nur bedingt.

Denn der Rückgang der Energieproduktion der Kernkraftwerke soll nicht einfach mit günstigem Graustrom aus europäischen Kohle- und Kernkraftwerken kompensiert werden, auch wenn die im Erzeugerland anfallenden C02-Emissionen die schweizerische C02-Bilanz nicht beeinflussen würde. Um den Ausfall der Kernenergieproduktion über die nächsten 20 Jahre kompensieren zu können, müssen wir in der Schweiz (bei ausgeglichenen Stromproduktions- und Verbrauchsbilanzen) jedes Jahr eine Produktionskapazität von 1,2 Milliarden Kilowattstunden zubauen. Dies entspricht der in den letzten Jahren bis Ende 2013 gesamthaft erreichten Menge an zugebauter erneuerbarer Stromproduktion. 1 ,2 Milliarden Kilowattstunden Produktionszubau setzen ein jährliches Investitionsvolumen in neue Produktionsanlagen oder Leistungssteigerungen von bestehenden Anlagen von rund 3 Milliarden Franken voraus.

Dabei geht es um die umweltverträgliche, wirtschaftliche Nutzung aller heutigen Energiequellen wie auch um die Erforschung neuer Technologien. Es bleibt also noch viel zu tun. Wir müssen klare Voraussetzungen schaffen und zupacken, damit wir künftig von einer sicheren, umweltverträglichen und langfristig auch wirtschaftlichen Energieversorgung profitieren können.