Mobil mit Gas und Strom

Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift «Neue Energie für die Schweiz» enthält ein Interview mit Thomas Hügli, Leiter der Fachstelle Mobilität von Swisspower. Er zeigt auf, wie eine umweltschonendere Mobilität schon heute möglich ist und welche Vorbildrolle die Stadtwerke dabei übernehmen:

Etwa ein Drittel unseres Energieverbrauchs und rund 40% der CO2-Emissionen gehen auf das Konto der Mobilität. Wir sprachen mit Thomas Hügli, Leiter der Fachstelle Mobilität beim Stadtwerkeverbund Swisspower, über Politik und Technik.

Herr Hügli, welche Ziele setzt die Politik für die Mobilität?

Auf Bundesebene hat die Politik für den Mobilitätsbereich vor allem CO2-Ziele formuliert. Das CO2-Gesetz verpflichtet die Autoimporteure auf einen Durchschnittswert von 130 g CO2/km bis 2015. Die Energiestrategie 2050 sieht abgestimmt auf die EU-Regelung eine weitere Absenkung auf 95 g/km bis 2020 vor. Zudem müssen die Treibstoffimporteure 5% des CO2 mit Investitionen in Klimaschutzprojekte kompensieren.

Wo steht die Schweiz im internationalen Vergleich?

Bei der Vernehmlassung zur Energiestrategie 2050 kritisierten viele Teilnehmende die geringe Anzahl Massnahmen im Mobilitätsbereich. Es fehlt eine umfassende Mobilitätsstrategie der zumindest eine klare Vision, wie sie etwa Deutschland für die Elektromobilität formuliert hat. Noch weiter ist Norwegen: Dort werden die Leute mit starken, nicht nur finanziellen Anreizen motiviert, beim Autokauf Elektrofahrzeuge zu wählen.

Was können die Stadtwerke im Mobilitätsbereich beitragen, damit der CO2-Ausstoss sinkt?

An erster Stelle haben sie eine Vorbildfunktion, etwa bei der eigenen Fahrzeugflotte. Da sind viele schon sehr weit mit Gas- und Elektrofahrzeugen. Zweitens als Energielieferant, der beim Treibstoff Wahlmöglichkeiten, etwa für Biogas oder Ökostrom, bietet. Und drittens mit gezielter Information. Die Stadtwerke können technologie- und markenneutral über alle Energieanwendungen – Mobilität, Wärme und Strom – beraten. Zusätzlich engagieren sich mehrere Stadtwerke als Dienstleister für die Ladeinfrastruktur oder sogar als Anbieter von Mobilitätslösungen.

Bedeutet Effizienz beim Auto automatisch höhere Anschaffungskosten und weniger Fahrspass?

Nein. Gas-, Hybrid- und Elektrofahrzeuge sind heute vollwertige Alternativen zu Benzin- und Dieselautos und können bei den Gesamtkosten durchaus mithalten. Auch der Fahrspass ist dank des hohen Drehmoments bei Elektromotoren und der Turbounterstützung bei Erdgasautos längst kein Hinderungsgrund mehr. Ich fahre selbst seit Kurzem ein Gasfahrzeug und frage mich, warum ich das nicht schon früher gemacht habe.

Wo sehen Sie die grössten technischen Fortschritte?

Bei konventionellen Motoren sind weniger Hubraum und weniger Zylinder wichtige Trends. Früher wären 3-Zylinder-Motoren in der Mittelklasse undenkbar gewesen. Noch weiter geht Cylinder-on-Demand, also die Abschaltung von Zylindern, wenn sie nicht benötigt werden. Bei Elektroautos ist derzeit zwar keine revolutionäre Innovation absehbar, aber die Technologie wird kontinuierlich weiterentwickelt und die Reichweite erhöht. Auch darf man auf marktreife Brennstoffzellen-Fahrzeuge, voraussichtlich ab nächstem Jahr, gespannt sein.

Welche Rolle werden Ökostrom und Biogas für das Erreichen der Energieund Klimaziele im Verkehr spielen?

In der Botschaft zum ersten Massnahmenpaket der Energiestrategie 2050 an das Parlament wird neben der Elektromobilität auch Erdgas/Biogas ausdrücklich als Möglichkeit zur CO2-Reduktion genannt. Das ist richtig so: Mit Gasfahrzeugen lassen sich schnell Erfolge erzielen, denn ich kann ohne wesentliche Umstellung sofort auf ein Gasfahrzeug umsteigen und gegenüber einem vergleichbaren Benzinauto bis zu 40% CO2 einsparen.


Interview: Oliver Wimmer