Wärmewende in Frauenfeld: Thurplus plant Ausbau der Fernwärme für 40 Mio. Franken

Der Stadtrat Frauenfeld beantragt beim Gemeinderat Objektkredite von insgesamt 40 Mio. Franken für den Ausbau der Fernwärme in Frauenfeld. Über die Vorlage sollen die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger am 25. September 2022 entscheiden. Die Finanzierung wird durch Thurplus gesichert.

Frauenfeld ergreift mit diesen Plänen zwei einmalige Chancen beim Schopf, die Wärmewende einzuleiten und künftig bis zu 4700 Tonnen CO2 im Jahr zu vermeiden. Durch Nutzung der Abwärme des neuen Holzheizkraftwerks der Bioenergie Frauenfeld AG soll die Fernwärme West erweitert werden. Die Fernwärme Altstadt kann mit einer neuen Energiezentrale im Erweiterungsbau des Regierungsratsgebäudes (EBRG) ausgebaut werden, somit Liegenschaften über neue Leitungen mit Wärme versorgen und fossile Heizungen ablösen.

Der gesamte Wärmebedarf in Frauenfeld beträgt rund 530 Mio. kWh im Jahr. Die Wärmeerzeugung für Wohn- und Gewerbegebäude geschieht aktuell zu 90% durch importierte, fossile Brennstoffe. Deshalb ist der Ausbau von lokal produzierter Fernwärme durch Nutzung erneuerbarer Energien ökologisch sinnvoll. Der Umbau des Energiesystems von fossilen auf weitgehend klimaneutrale, eigene Energieträger entlastet die Umwelt. Zudem fliessen weniger Mittel ins Ausland ab und die Abhängigkeit von Importen wird verringert.

Für die Fortentwicklung der Fernwärme West sind 30,1 Mio. Franken und für den Ausbau der Fernwärme in der Altstadt 9,9 Mio. Franken vorgesehen.

Fernwärme West

Der durch Thurplus betriebene, kleinere Wärmeverbund Frauenfeld West nutzt schon heute die Abwärme aus der Zuckerproduktion der Zuckerfabrik Frauenfeld AG. Ab Mitte 2022 wird dieser Wärmeverbund zusätzlich mit der Abwärme des Holzheizkraftwerks der Bioenergie Frauenfeld AG versorgt.

Mit dem nun beantragten Kredit soll das bestehende Wärmenetz massiv erweitert werden, das Potential wird durch Thurplus auf rund 1600 Haushaltungen kalkuliert. Im Endausbau können damit 20 Mio. kWh Abwärme aus erneuerbarer Produktion in der Fernwärme West genutzt werden.

Fernwärme Altstadt

Die zweite grosse Chance bietet sich mit dem Erweiterungsbau des Regierungsratsgebäudes. Am Rand der dicht bebauten Frauenfelder Altstadt besteht die Möglichkeit, Raum für eine Energiezentrale zu errichten. Die Kunden im Versorgungsgebiet des bestehenden Wärmerings ARA nutzen bereits die Abwärme der ARA des Abwasserverbands Region Frauenfeld. Heute können so bereits rund 1400 Tonnen CO2 im Jahr vermieden werden.

In Zukunft soll dieses Niedertemperaturnetz über eine neue Energiezentrale im neuen Ergänzungsbau des Regierungsgebäudes zusätzlich einen grossen Teil der umliegenden Liegenschaften in Vorstadt und Innenstadt mit Wärmeenergie versorgen können. Diese mehrheitlich älteren Gebäude benötigen für das Heizsystem Temperaturen von 55 bis 65 Grad Celsius. Mit einer Gross-Wärmepumpe und dem Fernwärmenetz soll dies effizient erfolgen. Im kalten Wärmering wird dem durchschnittlich 10 Grad Celsius warmen Abwasser Wärme entzogen und die elektrische Wärmepumpe hebt diese Temperatur auf das Niveau der benötigten Nutzwärme an.

Die Wärmepumpen werden mit Strom angetrieben, der zu 100% aus erneuerbaren Quellen stammt, das sorgt für eine positive Ökobilanz des Fernwärmesystems. Dies ist eine einmalige Chance, auch in der Altstadt eine ökologische Alternative zu fossilen Heizungen zu schaffen.

Wärmewende als Teil einer umfassenden Energiewende

Klimapolitik, Energiestadt Gold, Energierichtplan, Eigentümerstrategie Thurplus, Wärme-Kälte-Konzept Frauenfeld, Gasnetzstrategie und weitere energiepolitische Grundsatzpapiere bilden die Voraussetzung und den Zusammenhang zu den ökologischen Zielen, die sowohl der Stadtrat wie auch der Gemeinderat verfolgt. Mit der Eigentümerstrategie und dem Leistungsauftrag hat der Gemeinderat Thurplus die Rolle als Schlüssel-Akteur für die Energiewende sowie die Realisierung des Ausstiegs aus den fossilen Energieträgern übertragen.

Die Ziele der lokalen Wärmewende als Teil einer umfassenden Energiewende sind hochgesteckt. Wenn Frauenfeld bis 2040 die fossilen Brennstoffe um die Hälfte verringern und bis 2050 den Ausstoss der CO2-Emissionen auf Netto-null senken will, sind namhafte Investitionen in Infrastruktur, Technik und Personal nötig.

Der beantragte Kredit markiert eine entscheidende Weichenstellung. Sie verschiebt in der Frauenfelder Energiepolitik die Gewichte weiter in Richtung einer nachhaltigen und von Importen unabhängiger werdenden Wärmeversorgung. Das eröffnet für Frauenfeld vielfältige Chancen bei weitgehend kalkulierbaren Risiken. Mit dem im Jahr 2020 erteilten Leistungsauftrag wurde durch den Gemeinderat festgelegt, dass Thurplus die zur Energiewende erforderlichen Investitionen aus eigenen Erträgen und Gewinnen, beziehungsweise dem Geldfluss aus betrieblicher Tätigkeit finanzieren soll. Entsprechend werden auch die beiden Fernwärmeversorgungsprojekte vorderhand aus eigenen Thurplus-Mitteln finanziert und haben keinen Einfluss auf den Steuerfuss der Stadt Frauenfeld. Nach Bedarf sind zu einem späteren Zeitpunkt Fremdmittel vorgesehen, ebenfalls in der Bilanzierung von Thurplus.

Ergänzend zu den beiden Objektkrediten unterbreitet der Stadtrat dem Gemeinderat in einer separaten Botschaft ein ergänzendes Reglement für die Fernwärmeversorgung zum Beschluss. Dieses löst das bestehende eingeschränkte Fernwärmereglement ab und soll die Grundlage zur über die ganze Stadt Frauenfeld einheitlichen Fernwärmeordnung bilden.