Winterstrom von Melchsee-Frutt: IWB prüft Machbarkeit einer alpinen Solaranlage

In Kerns (OW) könnte schon bald einheimischer Winterstrom produziert werden. Das Swisspower-Stadtwerk IWB prüft die Machbarkeit einer alpinen Photovoltaikanlage. Es hat einen Zusammenarbeitsvertrag mit der Alpgenossenschaft Kerns ausserhalb der steinernen Brücke unterzeichnet. Das Potenzial des Projekts und das Interesse daran sind gross.

Eine alpine Solaranlage auf Melchsee-Frutt könnte dereinst Strom für Tausende Haushalte liefern und das vor allem auch im Winter, wenn der Strom in der Schweiz knapp ist. Photovoltaik gilt als wichtiger Baustein zur Stärkung der Versorgungsicherheit in der Schweiz – erneuerbar und einheimisch. Gut erschlossen, landwirtschaftlich und touristisch genutzt weist Melchsee-Frutt beste Voraussetzungen auf. Die hohe Lage und der Schnee begünstigen die Produktion von Solarstrom gerade im Winter. Als bedeutende Landeigentümerin eröffnet die Alpgenossenschaft Kerns der IWB die Möglichkeit, in einem definierten Perimeter geeignete Flächen für alpine PV-Anlagen zu finden und die Machbarkeit zu prüfen.

Gemeinde und Kanton zeigen Interesse

Gespräche mit der Standortgemeinde und dem Kanton haben die Projektanten bereits aufgenommen. Nur mit derer Unterstützung kann ein Projekt erfolgreich umgesetzt werden. Die Steigerung der Stromproduktion im Kanton Obwalden aus neuer erneuerbarer Energie ist ein klares Ziel des kantonalen Energie- und Klimakonzept 2035. Ein Projekt auf Melchsee-Frutt könnte hier einen wichtigen Beitrag leisten. Die künftige Anlage würde an das Netz des Elektrizitätswerk Obwalden angeschlossen. Die diesbezügliche Zusammenarbeit wurde bereits gestartet und Gespräche über weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit finden statt. Klar ist, dass das Projekt zur lokalen Wertschöpfung beitragen kann. Vorerst gilt es aber die Machbarkeit zu prüfen.

Umwelt und Alpbewirtschaftung im Fokus

In einem nächsten Schritt prüft IWB und die Alpgenossenschaft Kerns in enger Zusammenarbeit mit Gemeinde und Kanton aber auch in Absprache mit weiteren Interessensvertretern und Umweltorganisationen die Machbarkeit. Neben technischen und wirtschaftlichen Fragen wird vor allem der Einfluss auf die teils bestehende Alpbewirtschaftung und die Umwelt genau analysiert. In einer Umweltverträglichkeitsprüfung werden Auswirkungen von Bau und Betrieb auf Umwelt und Umgebung betrachtet. Auch wenn in jedem Fall eine komplett rückbaubare Photovoltaikanlage geplant wird, legt IWB grossen Wert auf ein gutes und umwelt­ver­trägliches Miteinander von Energieproduktion, Natur und Alpbewirtschaftung. Zwei kleine Testanlagen sollen zudem ab diesem Sommer Auskunft über das Potential und die ideale Nutzung der lokalen Sonneneinstrahlung geben und einen Eindruck der möglichen künftigen Anlage vermitteln.

Weiterer Schritt beim Ausbau des Solarstrom-Portfolios

Markus Ettlin-Niederberger, Präsident der Alpgenossenschaft Kerns, freut sich: «Wir können einen aktiven Beitrag zu einer erneuerbaren und sicheren Energieversorgung leisten und steigern erst noch die lokale Wertschöpfung. Mit IWB haben wir zudem eine Partnerin, die Erfahrung mit alpinen Solaranlagen mitbringt und die Machbarkeit darum bestens prüfen kann.»

IWB hat in der Tat mit AlpinSolar vorgelegt. Die 2022 in Betrieb genommene PV-Anlage an der Muttsee-Staumauer liefert rund die Hälfte ihres Stroms in den Wintermonaten. Für IWB wäre eine Anlage in Kerns ein weiterer Schritt im Ausbau ihres Solarstrom-Portfolios. Pascal Semlitsch, Leiter Investments bei IWB: «Melchsee-Frutt bietet sehr gute Voraussetzungen für eine alpine Solaranlage. Wir freuen uns, zusammen mit der Alpgenossenschaft Kerns und Anderen die Machbarkeit nun zu prüfen. Wir haben das Ziel, dass mehr erneuerbarer, einheimischer Solarstrom ganz lokal und umweltverträglich produziert werden kann. Dieser wird künftig für die sichere Stromversorgung der Schweiz immer wichtiger werden.»

Die Arbeiten zur Machbarkeitsprüfung sind gestartet. In den nächsten Tagen werden Umweltorganisationen aktiv informiert und einbezogen. Nach Abschluss der Arbeiten werden die Alpgenossinnen und -genossen aber auch die Einwohnenden von Kerns in einer Abstimmung zu einem möglichen Projekt Stellung nehmen können.