Contracting erleichtert Energiewende

Artikel von Martin Bretscher, Leiter Contracting Energie Wasser Bern

Viele Städte und Gemeinden haben für den Wärmebereich Energierichtpläne erarbeitet. Ihr Ziel ist der Wechsel von fossilen auf erneuerbare Energieträger. Für die Umsetzung kommen nun die Energieversorger zum Zug – und zwar nicht nur bei der Wärmeverteilung, sondern auch bei der Produktion. Der Trend geht dabei klar zu leitungsgebundener Wärme. Längerfristig erscheint die Vision von Wärmeautobahnen, die komplett mit erneuerbaren Energien wie Erdwärme und Holz betrieben werden, durchaus realistisch.

Doch so lange können viele Hausbesitzer nicht warten. Steht die Sanierung ihrer Heizungsanlagen an, müssen sie sich rasch für eine Technologie entscheiden. Die Stadtwerke tun also gut daran, möglichst früh mit den Hausbesitzern in Kontakt zu treten und dann pro Gemeindegebiet oder Quartier eine Strategie zu definieren.

Hier kommt das Contracting ins Spiel. Es kann die Bedürfnisse der Hausbesitzer und die energiepolitischen Ziele in Einklang bringen. Ein gangbarer Weg sind oft Nahwärmeverbünde, die durch einen Contractor finanziert und, als Zwischenschritt bis zu den «grünen» Wärmeautobahnen, zumindest teilweise auch mit fossilen Energien betrieben werden.

Was weniger bekannt ist: Contracting kann auch die Energieeffizienz erhöhen, gerade bei bestehenden Heizsystemen. Häufig handelt es sich nämlich keineswegs um ineffiziente Anlagen; sie werden nur ineffizient betrieben. Und das ist den Eigentümern schlicht nicht bewusst.

Dieses Problem akzentuiert sich, weil die Technologie laufend Fortschritte macht und gleichzeitig immer mehr Know-how für die Betriebsführung erfordert. Darum wird das Betriebsführungscontracting wichtiger, bei dem der Contractor einen möglichst effizienten Betrieb garantiert. Diesem Potenzial wird zu wenig Beachtung geschenkt. Die meisten Contractingunternehmen konzentrieren sich nach wie vor auf Neubauten.

In die Lücke können die Stadtwerke springen – mit doppeltem Nutzen: Einerseits generieren sie Erträge in einem neuen Geschäftsfeld. Andererseits bauen sie eine starke Beziehung zu den Kunden auf und starten aus der Poleposition, wenn ein Heizungsersatz ansteht.