«Mit einer eigenen Betriebsgesellschaft steigern wir die Effizienz und senken die Kosten»

Interview mit Felix Meier, CEO der Swisspower Renewables AG

Swisspower Renewables hat kürzlich eine wei­­te­re Akquisition abge­schlos­sen. Was sprach für die Beteiligung an den neun Was­ser­kraft­werken in der Lombardei?

Sie passen bestens in unser Portfolio. Gemäss Strategie investieren wir derzeit in Wind­parks in Deutschland und in Wasserkraftwerke in Italien. Die grenznahe Lage in der Lom­bar­dei erleichtert später, wenn die Einspeise­ver­gütung ausläuft, die phy­si­sche Stromlieferung in die Schweiz.

Ihr Unternehmen befindet sich immer noch in der Investitionsphase und strebt zusätzliche Beteiligungen an. Welche weiteren Schwer­punkte set­zen Sie?

Wir arbeiten daran, den Betrieb unserer Anlagen zu optimieren, Synergien zu nutzen und die Be­triebskos­ten zu senken. Dazu werden wir Be­trieb und In­standhaltung soweit möglich inter­na­li­sieren. Bisher kümmern sich mehrere Dienst­leis­­ter darum – eine eher ineffi­zien­te, historisch gewachsene Lösung. Ab dem 1. Januar 2020 über­­nimmt eine eige­ne Betriebsgesellschaft die­se Ar­bei­ten bei einigen unserer Anlagen. So vertiefen wir bei diesen Anlagen das Know-how und holen heraus, was möglich ist. Dabei gehen wir vor wie ein Start-up: Wir betreuen zu Beginn nur wenige Anlagen, um aus den Erfahrungen zu lernen, und erhöhen die Zahl dann laufend. Die Optimierung bedeutet auch, das Portfolio zu bereinigen. Anlagen, die Teil einer Akquise wa­ren, aber strategisch nicht perfekt passen, kön­nen verkauft werden. Und in Deutschland be­gin­nen wir mit den Projektarbei­ten fürs Repowering.

Was bedeutet Repowering?

Bei den Windkraftanlagen in Deutschland läuft nach 20 Jahren die Ein­speise­ver­gütung aus und die techni­sche Lebens­dau­er endet nach rund 25 Jahren, da die Unterhaltskosten immer höher wer­den. Daher werden wir die Anlagen durch solche der neus­ten Genera­tion ersetzen, die deut­lich leis­tungs­stärker sind. Dadurch sinken die spezifi­schen Kos­ten. Ob wir für den produ­zier­ten Strom wie­derum eine Einspeise­vergü­tung erhalten wer­den, lässt sich noch nicht genau sagen. Zum Be­rech­nen der Wirtschaft­lich­keit treffen wir Annah­men für beide Szena­rien ­– mit und ohne Vergütung.

Wie stark prägt die Politik Ihre Ar­beit?

Sie wirkt sich indirekt aus. In Italien zum Beispiel gibt es ein neues Gesetz zu den erneuerbaren Ener­gien. Dadurch ändern sich die Arten der Einspei­se­vergütung. Ebenfalls in Italien spü­ren wir die Auswirkungen der volatilen Zin­sen – eine Folge der politischen Un­si­cherheit.

Wie wirken sich die gestiegenen Stromprei­se auf Ihr Geschäft aus?

Nur bedingt, da wir für alle Anlagen in Deutschland und für viele in Italien eine Einspei­se­vergütung erhalten. Der viel wichtigere Faktor ist die Produktionsmenge. Wir sind stark von Wetter und Klima abhängig. Die trockenen und warmen Sommer in den vergangenen vier Jah­ren schmälerten die Produktion aus der Wasser­kraft, und die lang anhaltenden Hoch- und Tief­druckgebiete sorg­ten für weniger Wind. Ob es sich bei diesen Wet­terphänomenen schon um die Folgen des Klima­wandels handelt, wissen wir nicht – aber sie haben grossen Einfluss auf un­ser Resultat.