Swisspower Renewables hat kürzlich eine weitere Akquisition abgeschlossen. Was sprach für die Beteiligung an den neun Wasserkraftwerken in der Lombardei?
Sie passen bestens in unser Portfolio. Gemäss Strategie investieren wir derzeit in Windparks in Deutschland und in Wasserkraftwerke in Italien. Die grenznahe Lage in der Lombardei erleichtert später, wenn die Einspeisevergütung ausläuft, die physische Stromlieferung in die Schweiz.
Ihr Unternehmen befindet sich immer noch in der Investitionsphase und strebt zusätzliche Beteiligungen an. Welche weiteren Schwerpunkte setzen Sie?
Wir arbeiten daran, den Betrieb unserer Anlagen zu optimieren, Synergien zu nutzen und die Betriebskosten zu senken. Dazu werden wir Betrieb und Instandhaltung soweit möglich internalisieren. Bisher kümmern sich mehrere Dienstleister darum – eine eher ineffiziente, historisch gewachsene Lösung. Ab dem 1. Januar 2020 übernimmt eine eigene Betriebsgesellschaft diese Arbeiten bei einigen unserer Anlagen. So vertiefen wir bei diesen Anlagen das Know-how und holen heraus, was möglich ist. Dabei gehen wir vor wie ein Start-up: Wir betreuen zu Beginn nur wenige Anlagen, um aus den Erfahrungen zu lernen, und erhöhen die Zahl dann laufend. Die Optimierung bedeutet auch, das Portfolio zu bereinigen. Anlagen, die Teil einer Akquise waren, aber strategisch nicht perfekt passen, können verkauft werden. Und in Deutschland beginnen wir mit den Projektarbeiten fürs Repowering.
Was bedeutet Repowering?
Bei den Windkraftanlagen in Deutschland läuft nach 20 Jahren die Einspeisevergütung aus und die technische Lebensdauer endet nach rund 25 Jahren, da die Unterhaltskosten immer höher werden. Daher werden wir die Anlagen durch solche der neusten Generation ersetzen, die deutlich leistungsstärker sind. Dadurch sinken die spezifischen Kosten. Ob wir für den produzierten Strom wiederum eine Einspeisevergütung erhalten werden, lässt sich noch nicht genau sagen. Zum Berechnen der Wirtschaftlichkeit treffen wir Annahmen für beide Szenarien – mit und ohne Vergütung.
Wie stark prägt die Politik Ihre Arbeit?
Sie wirkt sich indirekt aus. In Italien zum Beispiel gibt es ein neues Gesetz zu den erneuerbaren Energien. Dadurch ändern sich die Arten der Einspeisevergütung. Ebenfalls in Italien spüren wir die Auswirkungen der volatilen Zinsen – eine Folge der politischen Unsicherheit.
Wie wirken sich die gestiegenen Strompreise auf Ihr Geschäft aus?
Nur bedingt, da wir für alle Anlagen in Deutschland und für viele in Italien eine Einspeisevergütung erhalten. Der viel wichtigere Faktor ist die Produktionsmenge. Wir sind stark von Wetter und Klima abhängig. Die trockenen und warmen Sommer in den vergangenen vier Jahren schmälerten die Produktion aus der Wasserkraft, und die lang anhaltenden Hoch- und Tiefdruckgebiete sorgten für weniger Wind. Ob es sich bei diesen Wetterphänomenen schon um die Folgen des Klimawandels handelt, wissen wir nicht – aber sie haben grossen Einfluss auf unser Resultat.