Regionalwerke AG Baden: Pionierprojekt für CO2-Verflüssigung

Diesen Frühling beginnen die Bauarbeiten für die CO2-Verflüssigungsanlage der CO2 Energie AG. Die schweizweit einzigartige Anlage wird das abgespaltene CO2 der Biogasanlage in Nesselnbach/AG nutzen. Die CO2 Energie AG wurde vom Swisspower-Stadtwerk Regionalwerke AG Baden und von der Recycling Energie AG gegründet.

Die Bauarbeiten für die CO2-Verflüssigungsanlage dauern voraussichtlich ein halbes Jahr, sodass die neue Anlage im Herbst 2022 in Betrieb gehen kann. «Mit dieser Anlage leisten wir Pionierarbeit. In der Schweiz wurden meines Wissens bisher keine vergleichbaren Projekte umgesetzt, in welchen CO2 als Produkt im Fokus steht und verkauft wird», so Philippe Lehmann, Geschäftsführer der CO2 Energie AG und Projektleiter bei der RWB.

Tieferer CO2-Ausstoss in Nesselnbach

Die Recycling Energie AG und die RWB haben bereits heute eine erfolgreiche Zusammenarbeit in Nesselnbach. Die Recycling Energie AG stellt Rohgas her, welches durch RWB veredelt und als Biogas ins Gasnetz eingespeist wird. «Bei diesem Prozess entnehmen wir dem Rohgas das Kohlenstoffdioxid», sagt Lehmann. «Denn das Biogas als Endprodukt muss zu mindestens 96 Prozent aus Methangas bestehen.»

Bisher wurde das abgespaltene CO2 in die Atmosphäre abgegeben. Künftig aber soll es in die neue Anlage abgeleitet und dort zu flüssigem Kohlenstoffdioxid verarbeitet und anschliessend verkauft werden. «Mit der neuen Anlage können wir rund 90 Prozent des anfallenden CO2 auffangen. Das sind jährlich bis zu 3000 Tonnen CO2.» 

Auch der sogenannte Methanschlupf, also Restanteile von Methan, das bisher in die Atmosphäre gelangt ist, kann so eliminiert werden. «Beim Reinigungsprozess in der neuen Anlage wird das Methan aufgetrennt und zurück in die Biogasanlage geführt.»

Vielseitig einsetzbares Kohlenstoffdioxid

Auch wenn der gesamte Vorgang technisch gesehen äusserst komplex ist, kann das Prinzip der neuen Anlage relativ einfach umschrieben werden: Das herausgefilterte CO2 der Biogas-Aufbereitungsanlage gelangt mittels einer Leitung in die neue Verflüssigungsanlage. Dort wird es durch mehrere Teilschritte gereinigt, gefiltert und unter starkem Druck entwässert. «Anschliessend kühlen wir das nun fast reine CO2 auf etwa minus 24 Grad herunter, sodass es sich verflüssigt», sagt Philippe Lehmann.

Das flüssige Material lagert die CO2 Energie AG in grossen Tanks, bevor es vom Industriegase-Unternehmen Messer Schweiz AG aus Lenzburg abgeholt und auf dem nationalen CO2-Markt verkauft wird. Kohlendioxid wird unter anderem in Industrieprozessen genutzt, beispielsweise zur Herstellung von Trockeneis. Je nach Reinheit und Qualität wird das Gas auch in der Medizinaltechnik verwendet oder es wird in der Lebensmittelindustrie als Kohlensäure verschiedenen Getränken zugefügt. Ein weiterer Pluspunkt: Das CO2, welches die neue Anlage liefert, muss weder extra hergestellt noch aus dem Ausland importiert werden.

Baustart im Frühling

Für die Realisierung der neuen Anlage sind bauliche Massnahmen direkt am Standort der Biogas-Aufbereitungsanlage nötig. «Die CO2-Verflüssigungsanlage ist relativ gross. Sie besteht grob gesagt aus drei Komponenten», sagt Philippe Lehmann. «Die Kernanlage hat die Grösse eines Schiffscontainers, dazu kommen zwei zwölf Meter hohe und einen halben Meter dicke Waschtürme. Letztlich lagern wir das Gas in zwei zwölf Meter hohen Tankbehältern.» Die neue Anlage wird direkt in den bestehenden Stahlbau der Biogas-Aufbereitungsanlage integriert.