Bildquelle: BFE
Anfang Jahr hatte Dominik Born Grund zum Feiern: Der Innovationsmanager von IWB konnte zusammen mit mehreren Kolleg:innen den Watt d’Or 2025 in der Kategorie Gebäude und Raum entgegennehmen. Das Swisspower-Stadtwerk wurde für seinen Nanoverbund ausgezeichnet, den es in einem Basler Quartier realisiert hat. Die Idee dahinter ist schweizweit einzigartig: Bestehende Heizungen von Reihenhäusern werden miteinander verbunden und intelligent optimiert und gesteuert.
«Der Watt d’Or bedeutet eine Anerkennung für alle Beteiligten und ist wie ein Ritterschlag», sagt Dominik Born. «Denn er zeigt: Nicht nur wir finden die Idee des Nanoverbunds gut, sondern auch die hochkarätige Jury. Weil der Preis vom BFE kommt, hat er ein besonders grosses Gewicht. Doch eine Innovation muss sich immer auch am Markt bewähren. Wir wollen nun den Beweis erbringen, dass der Nanoverbund als Produkt überzeugt.»
Bildquelle: Lucius Müller
Viele Heizungen in der Schweiz sind überdimensioniert und folglich nicht voll ausgelastet. Diese Tatsache hat das Swisspower-Stadtwerk IWB auf eine clevere und erst noch einfach umsetzbare Idee gebracht: Teilt man die Wärme aus der eigenen Heizung mit den Nachbar:innen, spart dies Unterhalts-, Heiz- und später auch Investitionskosten.
Wie gut das funktioniert, hat IWB in einem Basler Quartier unter Beweis gestellt. Seit Herbst 2023 sind dort drei Reiheneinfamilienhäuser, in welchen eine Wärmepumpe, Solarthermieanlagen und Gasheizungen eingebaut sind, wärmetechnisch zu einem Nanoverbund zusammengeschlossen – einem Mini-Wärmeverbund. Durch eine intelligente Steuerung liefert immer primär jene Heizung Wärme, die am klimaschonendsten funktioniert. So wurden die drei Liegenschaften im ersten Betriebsjahr zu 90 Prozent erneuerbar beheizt. Und dies bei 15 Prozent tieferen Heizkosten.
Nanoverbünde eignen sich vor allem für Gebiete, die nicht durch Fernwärme oder Wärmeverbünde erschlossen werden, oder als Übergangslösung, wenn das Fernwärmenetz erst später realisiert wird. Voraussetzung für einen Nanoverbund: Die Häuser müssen direkt aneinandergebaut sein.
Wertvoll für die öffentliche Wahrnehmung
Zu den Preisträgern der letzten Jahre gehört mit Limeco ein weiterer Swisspower-Allianzpartner. 2023 gewann das Regiowerk den Watt d’Or für die erste Power-to-Gas-Anlage in industriellem Massstab. «Die Auszeichnung hat die Entwicklung des Projekts zwar nicht beeinflusst, uns jedoch bei unserer Öffentlichkeitsarbeit unterstützt», sagt Thomas Di Lorenzo, Leiter Abwasserwirtschaft von Limeco. «Der Preis war und ist eine Würdigung für das Projektteam, vor allem aber eine Anerkennung für dieses Kooperationsprojekt und damit für die Kooperationspartner. Ohne den gemeinsamen Spirit und den Umsetzungswillen aller beteiligten Energieunternehmen und von Swisspower hätte das Pionierprojekt nicht realisiert werden können.»
Ein ähnliches Fazit zieht Sandra Hungerbühler, Leiterin Personal + MarKom der Regio Energie Solothurn. Das Swisspower-Stadtwerk erhielt den Watt d’Or im Jahr 2020 für die biologische Methanisierung im Hybridwerk Aarmatt. «Wir haben die Auszeichnung aktiv für unsere Kommunikation genutzt und mit diesem Projekt auch international an Bekanntheit gewonnen. Bis heute erhalten wir immer wieder die Gelegenheit, uns mit Branchenkolleg:innen aus der ganzen Schweiz fachlich auszutauschen. Auch auf politischer Ebene haben wir vom Watt d’Or profitiert. Viele Politiker:innen aus der Region nehmen uns als innovativ wahr. Auf den Betrieb des Hybridwerks hatte die Auszeichnung keine Auswirkung. Ob dank des Hybridwerks andere Projekte dieser Art initiiert wurden, wissen wir nicht genau – freuen würde es uns natürlich.»
Watt d’Or schreibt Erfolgsgeschichten
Anders als bei den Förderprogrammen des Bundes muss die Wirkung beim Watt d’Or nicht nachgewiesen werden. Deshalb verzichtet das BFE bewusst auf eine systematische Auswertung dazu, wie der Schweizer Energiepreis die ausgezeichneten Projekte beflügelt.
Marianne Zünd, Leiterin Abteilung Medien und Politik des BFE, verfolgt jedoch die weitere Entwicklung der Gewinnerprojekte und weiss: «Viele Preisträger und ihre innovativen Angebote haben durch die mediale Aufmerksamkeit einen deutlichen Schub erhalten. Ich denke unter anderem an die E-Lastwagen von Designwerk oder an die schwebenden Solarkraftwerke der dhp technology AG, die sich zu echten Erfolgsgeschichten entwickelt haben. Besonders stark profitieren können überraschende Gewinnerprojekte mit einem Aha-Effekt. Wenn die Unternehmen dahinter dann auch genügend Ressourcen haben, um auf die höhere Nachfrage nach der Preisverleihung rasch zu reagieren, kann die kommerzielle Wirkung des Preises sehr gross sein.»
Nicht wie bei den Oscars
Wie nachhaltig sich der Watt d’Or auf den Markterfolg des Nanoverbunds von IWB auswirkt, kann Innovationsmanager Dominik Born noch schwer abschätzen: «Was ich sicher schon sagen kann: Es ist nicht wie bei den Filmen, die nach einer Oscar-Verleihung plötzlich durch die Decke gehen. Der Nanoverbund wird durch den Watt d’Or keineswegs zum Selbstläufer, sondern wir müssen jetzt beim gesamtschweizerischen Roll-out doppelt Dampf geben – trotz und mit der Auszeichnung.»
Dabei geht IWB nach dem Lean-Modell vor: Der Markthochlauf erfolgt stufenweise, sodass das Swisspower-Stadtwerk die nötigen Ressourcen nachhaltig aufbauen kann. Parallel dazu wird das innovative Angebot wissenschaftlich durch SWEET PATHFNDR begleitet, finanziert durch das BFE.
Stadtwerke prädestiniert für innovative Projekte
Da bleibt noch die Frage: Warum befinden sich unter den Preisträgern aus der Energiebranche auffällig viele städtische Energieversorger? Marianne Zünd vom BFE nennt zwei mögliche Gründe: «Erstens sind Stadtwerke durch die Sektorkopplung prädestiniert für innovative Projekte. Zweitens erhalten sie von den Städten als Eigentümerinnen meist klare Vorgaben bezüglich Energieeffizienz und erneuerbaren Energien. Um diese zu erfüllen, müssen sie immer wieder neue Lösungen suchen. Und was mir bei meinen Besuchen bei Stadtwerken oft auch noch auffällt: Hier treffe ich auf neugierige Menschen, die sich für Innovationen interessieren.»