Weg frei für die Fische

Die Industriellen Betriebe Interlaken ergänzen ihr Laufkraftwerk mit einer Auf- und Abstiegshilfe für Fische. Mit dem Bau dieser Einrichtung wird für die Fische das letzte grosse Wanderhindernis zwischen Thuner- und Brienzersee aufgehoben.

Das Laufkraftwerk beim Bahnhof Interlaken West ist die älteste Produktionsanlage der Industriellen Betriebe Interlaken (IBI). Bereits seit 1897 wird hier durch Nutzung des Niveauunterschiedes zwischen der Aare und dem Schifffahrtskanal Strom aus erneuerbarer Wasserkraft produziert. Die Aare weist als wichtigster Fischwanderkorridor im Kanton Bern eine hohe Artenvielfalt auf und beheimatet auch gefährdete Fischarten wie die Äsche oder die Seeforelle. Für Fische stellt das Kraftwerk ein bisher unpassierbares Hindernis dar. Mit dem Bau einer Auf- und Abstiegshilfe sollen sich die Tiere in Zukunft frei zwischen dem Schifffahrtskanal und der Aare bewegen können.

In Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt (BAFU), dem Amt für Wasser und Abfall (AWA), dem Fischereiinspektorat (FI), der IUB Engineering AG und Dr.-Ing. Reinhard Hassinger von der Universität Kassel, wurden mögliche Varianten auf ihre Vor- und Nachteile in technischer und finanzieller Hinsicht geprüft.

Schleuse als beste Lösung

Aus der Variantenstudie ging die Fischschleuse als beste Lösung für Aufstiegshilfe hervor und wird weiter verfolgt. Das seit dem 1. Januar 2011 in Kraft getretene, revidierte Gewässerschutzgesetz verlangt neben dem Fischaufstieg auch einen schonenden Fischabstieg. Folglich musste das Projekt mit einer geeigneten Abstiegsmöglichkeit von der Aare zurück in den Schifffahrtskanal ergänzt werden. Dazu gibt es für relativ grosse Kraftwerke wie das Laufkraftwerk der IBI nur wenige Erfahrungen. Eine Möglichkeit bietet die neu entwickelte Fischheberinne, eine Kombination aus Rechenreinigung und Fischabstiegshilfe. Ergänzt mit einer Bypassleitung wird sie den Fischen den Abstieg zurück in den Schifffahrtskanal ermöglichen. Aufgrund des Pilotcharakters der Fischschleuse und insbesondere der Fischheberinne sowie der grossen Bedeutung des Standorts für die Fischwanderung, ist eine intensive Erfolgskontrolle über zwei Jahre geplant. Weitere Erfahrungen zum Fischverhalten im Umfeld von Kraftwerken sollen durch diese Erfolgskontrollen gesammelt und die Auf- und Abstiegshilfe im Bedarfsfall weiter optimiert werden.

Finanzierung und Termine

Die gesamten Projektkosten belaufen sich auf rund 2,1 Millionen Franken. Die Finanzierung erfolgt durch die Bundesabgabe zum Schutz der Gewässer und Fische. Jeder Verbraucher leistet dafür mit 0,1 Rappen pro verbrauchte Kilowattstunde Strom einen Beitrag.

Das Bauvorhaben wurde am 19. Februar 2015 durch das Amt für Abwasser und Abfall (AWA) des Kantons Bern publiziert. Die Bauarbeiten beginnen im November dieses Jahres und enden voraussichtlich im März 2016.