«Die Swisspower-Stadtwerke haben eine enorme Glaubwürdigkeit»

Seit vier Monaten ist Philipp Mäder neuer Leiter Public Affairs von Swisspower. Im Interview spricht er über seine Motivation für diese Aufgabe und über die Glaubwürdigkeit, die Investitionen in erneuerbare Energie bringen. Und er verrät sein ganz persönliches Erfolgserlebnis, das mit Bakterien zu tun hat.

Die ersten 100 Tage bei Swisspower liegen bereits hinter Ihnen. Welches war Ihr erstes grosses Erfolgserlebnis?

Für ein grosses Erfolgserlebnis ist es eindeutig noch zu früh. Public Affairs ist das Bohren dicker Bretter. Es geht bei meiner Aufgabe darum, die Interessen der 21 Stadt- und Regiowerke von Swisspower gegenüber der Politik zu vertreten. Dabei kann sich Erfolg nur langfristig einstellen. Doch es gab noch die kleinen Erfolgserlebnisse: Zum Beispiel, als ich verstanden hatte, wie Bakterien Wasserstoff zu Methan umwandeln – etwa in der Power-to-Gas-Anlage von Swisspower und Limeco in Dietikon.

Was hat Sie in dieser ersten Zeit am meisten überrascht – an Swisspower oder allgemein an der Energiebranche?

Nicht überrascht, aber erfreut: Die Mitarbeitenden bei Swisspower und den Stadtwerken haben einen enormen Elan und viele gute Ideen, um die Energiewende voranzubringen. Sie arbeiten zum Beispiel hart daran, die Stromlücke im Winter zu verkleinern. Oder daran, aus Abfall und Abwasser neue Energie zu gewinnen. Das motiviert mich sehr mitzuhelfen, die richtigen regulatorischen Rahmenbedingungen für die Energiewende zu schaffen.

Energie- und klimapolitisch ist mit CO2-Gesetz, Energiegesetz, StromVG, GasVG und der Revision der kantonalen Energiegesetze derzeit viel los. Auf welche Themen legen Sie den Fokus?

Die Swisspower-Stadtwerke haben im Masterplan 2050 ihre Ziele für die Energiewende definiert: Wir wollen unsere Kundinnen und Kunden bis 2050 mit vollständig CO2-neutraler und erneuerbarer Energie versorgen. Alle laufenden Gesetzesänderungen messen wir an diesem Ziel. Und bringen uns dort ein, wo wir dieses Ziel gefährdet sehen. So engagieren wir uns aktuell im Komitee der Schweizer Wirtschaft für ein Ja zum CO2-Gesetz am 13. Juni. Und wichtig wird auch die Revision des Energie- und des Stromversorgungsgesetzes sein, die voraussichtlich im Herbst ins Parlament kommt.

Welche Botschaft werden Sie in der nächsten Zeit bei Ihren Gesprächspartnern aus Politik, Bundesverwaltung und Medien am häufigsten platzieren – um warum gerade diese?

Ein Thema, das uns stark beschäftigt, ist erneuerbares Gas. Sei es in Form von Biogas oder in Form von Wasserstoff, den wir aus überschüssigem Strom herstellen. Heute benachteiligen die Gesetze erneuerbares Gas gegenüber Strom – bei der Produktion, beim Import und beim Verbrauch. Hier machen wir darauf aufmerksam, dass erneuerbares Gas gegenüber erneuerbarem Strom den Vorteil hat, dass es sich speichern lässt – und damit hilft, die Winterlücke zu schliessen.

Als langjähriger Bundeshausredaktor kennen Sie die Prozesse und die Schlüsselpersonen in Bundesbern bestens. Wie sollte Swisspower vorgehen, um den eigenen Positionen Gehör zu verschaffen?

Ich vertraue auf die Kraft des besseren Argumentes - und auf die Kraft des Tatbeweises. Bei beidem ist Swisspower perfekt aufgestellt. Ob erneuerbares Gas, Photovoltaik-Anlagen für mehr Winterstrom oder Wärmenetze mit erneuerbarer Energie: Unsere Stadtwerke wissen nicht nur, wovon sie sprechen. Sondern sie investieren auch hohe Summen in diesen Bereichen. Deshalb haben die Swisspower-Stadtwerke eine enorme Glaubwürdigkeit im politischen Prozess.

Vor Ihrem Start bei Swisspower waren Sie Projektleiter Digital bei einem grossen Medienhaus. Wie nutzen Sie Ihr Digitalisierungswissen in Ihrer neuen Funktion?

Die Digitalisierung hat die Produktion, den Vertrieb und den Konsum von Medien in den letzten zehn Jahren komplett auf den Kopf gestellt. In der Energiebranche wird das gleiche passieren. Ich erachte es als Vorteil, aus einer Branche zu kommen, die hier schon ein paar Schritte voraus ist.