Das Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance liegt 600 Meter unter der
Erde in einer Kaverne zwischen den Speicherseen Emosson und Vieux
Emosson in der Gemeinde Finhaut im Wallis und besitzt sechs Pumpturbinen
mit einer Leistung von je 150 MW. Dank ihrer Flexibilität können die
Maschinengruppen innerhalb von weniger als fünf Minuten vom Pumpbetrieb
bei Vollleistung zum Turbinenbetrieb bei Vollleistung wechseln; das
heisst von -900 MW zu +900 MW.
Die von Nant de Drance turbinierte Wassermenge beträgt 360 m³ pro Sekunde, also in etwa die Durchflussmenge der Rhône bei Genf im Sommer. Der obere See Vieux Emosson speichert alleine 25 Millionen m³ Wasser, was einer Speicherkapazität von 20 Millionen kWh entspricht. Dank dieser Eigenschaften spielt Nant de Drance eine fundamentale Rolle bei der Stabilisierung des Stromnetzes.
Angesichts der Zunahme erneuerbarer Energien wie Windkraft und Photovoltaik mit unregelmässiger Produktion ist eine solche Flexibilität notwendig, um Schwankungen im Stromnetz auszugleichen und jederzeit ein Gleichgewicht zwischen Stromerzeugung und Stromverbrauch aufrechtzuerhalten. Nant de Drance fungiert als gigantische Batterie, die auch kurzfristig überschüssigen Strom aus dem Netz speichert oder notwendige Energie produziert, wenn die Nachfrage höher ist als die Produktion.
Ein Werk, das Spitzentechnologe mit geschichträchtigem Know-how vereint
Der Bau des Pumpspeicherkraftwerks Nant de Drance war eine
aussergewöhnliche Anstrengung. Genauso wie die grossen Stauanlagen aus
der Mitte des letzten Jahrhunderts erforderte auch diese Baustelle eine
koordinierte Aktivierung aussergewöhnlicher menschlicher, finanzieller
und technischer Ressourcen.
Bis zu 650 Arbeitskräfte und etwa 60 Unternehmen arbeiteten auf dem Höhepunkt der Bauarbeiten an der Realisierung des Kraftwerks, dessen Kosten etwa 2 Milliarden Schweizer Franken betrugen. Für die unterirdische Maschinenkaverne mit einer Länge von 194 m, einer Höhe von 52 m und einer Breite von 32 m mussten 400'000 m³ Fels entfernt und Stollen mit einer Länge von 17 km gelegt werden. Der Staudamm Vieux Emosson auf 2200 Metern Höhe wurde um 21,5 Meter erhöht, um die Kapazität des Speichersees zu verdoppeln und eine angemessene Speicherkapazität für die Anlage zu bieten.
Die sechs Turbinenpumpen des Kraftwerks zeichnen sich durch modernste Wasserkrafttechnologie aus. Die Drehzahl der Maschinengruppen kann im Pumpen- und Turbinenmodus stufenlos geregelt werden und ermöglicht es dem Kraftwerk, eine möglichst optimale Leistung zu liefern und sich an die kleinsten Schwankungen des Strommarkts anzupassen.
Eine ausgeglichene Umweltauswirkung
Um seine Umweltauswirkung zu minimieren, hat Nant de Drance von Anbeginn der Arbeiten eng mit den Umweltorganisationen zusammengearbeitet. 14 Projekte mit Kosten in Höhe von insgesamt 22 Millionen Schweizer Franken wurden bereits bzw. werden aktuell oder in Kürze umgesetzt. Diese sollen die Umweltauswirkungen ausgleichen, die der Bau des Pumpspeicherkraftwerks und der Höchstspannungsleitung, die das Werk mit dem Stromnetz verbindet, mit sich bringen.
Die meisten Massnahmen zielen darauf ab, bestimmte Biotope auf regionaler Ebene wiederaufleben zu lassen, insbesondere Feuchtbiotope. Dadurch sollen diese Orte von Tier- und Pflanzenarten wiederbesiedelt werden, die in der Schweiz selten vorkommen oder vom Aussterben bedroht sind.
Die Nant de Drance SA und ihre Aktionäre Alpiq, SBB, IWB und FMV weihen das Kraftwerk im September 2022 ein.