Roadmap Energiespeicher: Smarte Gesetze für smarte Netze

Das Forum Energiespeicher Schweiz hat unter massgeblicher Mitarbeit von Swisspower eine «Roadmap Energiespeicher» erstellt. Sie soll die Diskussionen anstos­sen, welche Regulierung für ein Energiesystem der Zukunft und für die Behandlung von Spei­chern sinnvoll ist.

Von Jan Flückiger, Leiter Public Affairs und Kom­munikation von Swisspower

Die Speicherung von Wärme, Kälte und Strom ist ein Schlüssel für die Umsetzung der Energie­strategie 2050. Im Zusammenspiel mit anderen Technologien machen Speicher das Energie­sys­tem wirtschaftlicher und zuverlässiger, die Ener­­gie­versorgung resilienter und die Energiever­wen­­dung flexibler und komfortabler. Die Strom­versorgung wird in der Zukunft zunehmend auf Flexibilität in der Erzeugung und der Nachfrage und somit auf unterschiedlichste Speicherlösun­gen angewiesen sein. Zugleich werden saiso­na­le Wärmespeicher für die Dekarbonisierung des Wärmesektors an Bedeutung gewinnen.

Damit Speicher ihr Potenzial entfalten können, braucht es eine regulatorische Gesamtsicht auf die Sektoren Strom, Gas, Wärme und Mobilität. Nicht nur die Netze müssen smart und konver­gent werden, sondern auch die Gesetze.

Die Roadmap enthält drei unabhängig voneinander zeitlich gestaffelt umsetzbare Massnahmen.

1. Bestehende Diskriminierung aufheben

Sämtliche elektrischen Speicher, die nicht direkt an einen Endverbraucher angeschlossen sind und somit die gespeicherte Energie wieder in das Stromnetz zurückspeisen, sollen nur für den Nettobezug aus dem Stromnetz (Verluste im Speicher) mit Netzentgelt belastet werden. Rei­ne netzseitige Speicher werden so gleichbe­handelt wie Pumpspeicherkraftwerke. Das ent­spricht auch der subsidiären Regelung des VSE-Handbuchs Speicher.

2. Sektorübergreifende Speicher integrieren

In einem zweiten Schritt sollten auch Speicher einbezogen werden, die zur Reduktion der CO2-Emissionen im Gesamtsystem beitragen. So ist etwa die Umwandlung von überschüssigem er­neu­er­barem Strom in synthetisches erneuerba­res Gas ein Beitrag zur Dekarbonisierung des Gasnetzes. Speicher, die erneuerbare Energie aus dem Stromnetz beziehen, in einen anderen Energieträger umwandeln und wieder in ein öffentliches Netz einspeisen, sind bezüglich Netz­­entgelt gleichzubehandeln wie Pumpspei­cherkraftwerke bzw. reine elektrische Speicher gemäss Punkt 1. So könnten beispielsweise Power-to-Gas-Anlagen vom Netzentgelt befreit werden für den Teil der Energie, den sie wieder in das Gasnetz einspeisen – abzüglich der Ver­luste. Damit werden neue Speichertechnologien, die ebenfalls zur Dekarbonisierung des Gesamt­systems beitragen, schneller wirtschaftlich.

3. Dynamische, engpassorientierte Netztarifierung

Die heutigen statischen, mehrheitlich arbeits­basierten Stromnetztarife bilden lokale und sai­so­nale Netzengpässe nicht ab. Mittelfristig braucht es dynamische und engpassorientierte Netz­tarife, um Engpässe im Netz lokal und zeit­lich adäquat abzubilden. Damit erhielte Flexi­bi­li­tät einerseits einen adäquaten Wert. Anderer­seits gäbe es Anreize für netzdienliches Verhal­ten von existierenden Speichersystemen sowie für Investitionen in neue Speicherlösungen. Dy­na­mische Netztarife wären zudem ein grosser Schritt in Richtung Kostenwahrheit. Eine dyna­mische Netztarifierung setzt jedoch den flächen­deckenden Einsatz von Smart Meters voraus. Deswegen ist sie erst mittelfristig umsetzbar.

Mit der «Roadmap Energiespeicher» will das Fo­rum Energiespeicher die Diskussionen anstos­sen, welche Regulierung für ein Energiesystem der Zukunft und für die Behandlung von Spei­chern sinnvoll ist.