Die Heizzentrale Altstadt mit ihren Gaskesseln ist in die Jahre gekommen. Sie stammt von 1992 und muss dringend erneuert werden. Die SWL Energie AG nutzt diese Gelegenheit, um die Heizzentrale und damit die Fernwärmeversorgung auf erneuerbare Energie umzustellen. Nach dem Umbau – voraussichtlich ab der Heizsaison 2023/24 – funktioniert die Heizzentrale zu rund 95% mit Holzschnitzeln aus umliegenden Wäldern. Der Rest kann mit Biogas gedeckt werden, um an besonders kalten Tagen den hohen Wärmebedarf zu decken.
«Mit dem Wechsel auf Holz haben wir uns für einen einheimischen, CO2-neutralen Energieträger entschieden, bei dem die Wertschöpfung in der Region anfällt», sagt Gian von Planta, Leiter Anlagen & Netze der SWL Energie AG. «Gleichzeitig setzen wir auf eine Technologie, die keinen zusätzlichen Strom benötigt. So tragen wir dazu bei, dass sich die Winterstromlücke nicht weiter verschärft.»
Nahezu doppelte Menge Fernwärme
Gemäss dem kommunalen Energieplan der Stadt Lenzburg eignet sich der Bereich Bahnhof Süd gut für ein Fernwärmenetz. Mit der Umgestaltung der Bahnhofstrasse ergibt sich nun die Chance, das Gebiet von der Heizzentrale Altstadt her zu erschliessen. Dazu muss diese allerdings deutlich mehr Wärme produzieren als bisher.
Deshalb hat sich die SWL Energie AG entschieden, die Heizzentrale nicht nur zu erneuern, sondern auch auszubauen. Produziert sie heute rund 9 GWh Wärme pro Jahr, sind es künftig zirka 17 GWh – also nahezu die doppelte Menge.
Ausbau des Fernwärmenetzes
Dank der gesteigerten Wärmeproduktion kann die SWL Energie AG nebst
den Gebäuden entlang der Bahnhofstrasse und in einem erweiterten Gebiet
rund um den Bahnhof auch zusätzliche Gebäude in der Altstadt und südlich
davon mit Fernwärme versorgen.
«Wir starten den Netzausbau noch in diesem Jahr und stimmen ihn auf die Sanierung der Bahnhofstrasse ab», so Gian von Planta. «Auch die nächsten Ausbauschritte koordinieren wir wenn immer möglich mit anderen Bauprojekten, damit die Anwohnenden nur einmal Bauarbeiten in Kauf nehmen müssen.»
Fernwärme hat mehrere Vorteile
Hauseigentümerinnen und -eigentümer, die von einer eigenen Öl- oder Gasheizung auf Fernwärme wechseln, profitieren gleich von mehreren Vorteilen. Erstens erhalten sie die Wärme direkt ins Haus geliefert und brauchen sich beim Heizen um nichts mehr zu kümmern. Verglichen mit anderen Wärmelösungen ist die technische Installation im Gebäude auf ein Minimum reduziert. Zweitens heizen die Kunden klimafreundlich. Und drittens sind die Kosten beim Heizen mit Fernwärme deutlich konstanter als bei fossiler Heizenergie.
Um möglichst viele Hauseigentümer zum Wechsel auf Fernwärme zu
motivieren, gewähren der Kanton Aargau und die Stadt Lenzburg
grosszügige Förderbeiträge. Beim Ersatz einer Öl-, Gas- oder
Elektroheizung bezahlt der Kanton einen Grundbeitrag von CHF 4'000.–
sowie CHF 20.– pro Kilowatt thermische Anschlussleistung. Die Stadt
Lenzburg fördert den Anschluss ans Fernwärmenetz zusätzlich mit pauschal
CHF 1'000.–.
Erstes Anergienetz für Lenzburg
Zusätzlich zum Ausbau des Fernwärmenetzes plant die SWL Energie AG in
Lenzburg ihr erstes Anergienetz. Es soll im Gebiet zwischen Sägestrasse
und Malagarain sowie zwischen Niederlenzerstrasse und Aabach entstehen
und Grundwasser als Energiequelle nutzen.
Der Begriff Anergie steht bei der Wärmeversorgung vereinfacht gesagt für Energie mit niedriger Temperatur. Weil die Anergie allein nicht genügend Wärme zum Heizen liefert, wird in jedem ans Anergienetz angeschlossenen Gebäude zusätzlich eine Wärmepumpe installiert. Mithilfe von erneuerbarem Strom als zweite Energiequelle wird die Anergie auf die benötigte Temperatur zum Heizen gebracht.