Von UTO zu enevi: Ein neuer Name zur Neupositionierung

Nach über zehn Jahren Vorbereitungsarbeiten hat die UTO die Heizzentrale eröffnet, die das Fernwärmenetz für die Stadt Sitten beliefern soll – eine perfekte Gelegenheit zum Rebranding. Bertrand Yerly, Geschäftsführer von enevi, hat unsere Fragen beantwortet.

Vergangenen Herbst wurde die UTO zu enevi. Wie kam es zu diesem Namenswechsel?

Bertrand Yerly: Seit ihrer Inbetriebnahme im Jahr 1971 wurde unsere Anlage kontinuierlich erweitert und weiterentwickelt, um die laufend überarbeiteten Umwelt- und Sicherheitsvorschriften zu erfüllen – aber auch, um die Ressourcen, die ihr anvertraut werden, bestmöglich zu verwerten: 70'000 Tonnen Abfall, die jährlich von den Unternehmen und den 170'000 Einwohnerinnen und Einwohnern in 29 Mittelwalliser Gemeinden produziert werden. Bis heute wurden über 250 Millionen Franken investiert. Von einer einfachen Verbrennungsanlage hat sich die UTO zur Infrastruktur für thermische Verwertung und zum verlässlichen und wettbewerbsfähigen Produzenten erneuerbarer Energie gewandelt. Das einengende Akronym UTO – Usine de traitement des ordures (auf Deutsch «Kehrichtverarbeitungsanlage») – stand nicht mehr im Einklang mit dem Tätigkeitsfeld unseres industriellen Betriebs. Der Namenswechsel war daher eine notwendige Entwicklung. Der neue Auftritt verdeutlicht unsere Positionierung: enevi setzt sich zusammen aus «en» von «énergie», «e» von «évolution» (Entwicklung) und «vi» von «vie» (Leben). Diese letzte Silbe bezieht sich auf das zweite Leben, das dem Abfall verliehen wird.

Wofür steht die neue Marke enevi inhaltlich? Wie positioniert sich Ihr Unternehmen?

Unser Unternehmen positioniert sich als Produzent positiver Energien. Die Verbrennung ist heute nicht mehr Selbstzweck, sondern bildet den Anfang eines Prozesses. Mittlerweile ist Abfall eine wertvolle und nachhaltige lokale Ressource: Die bei der Verbrennung entstehende Wärme wird genutzt, um elektrische und thermische Energie zu produzieren. Diese Verwertung erlaubt es, fossile Energie zu sparen. Konkret produziert eine Tonne Abfall so viel Wärmeenergie wie 240 Liter Heizöl. Unser Angebot beinhaltet auch den Betrieb des Speisereste-Sammelsystems GastroVert© im Mittelwallis und die Bewirtschaftung interkommunaler Deponien sowie die Beratung unserer Partnergemeinden bei ihren Planungsarbeiten.

Bertrand Yerly, Geschäftsführer enevi
Bertrand Yerly, Geschäftsführer enevi
«Der neue Auftritt verdeutlicht unsere Positionierung: enevi setzt sich zusammen aus «en» von «énergie», «e» von «évolution» (Entwicklung) und «vi» von «vie» (Leben). Diese letzte Silbe bezieht sich auf das zweite Leben, das dem Abfall verliehen wird.»

Im Juni 2022 ging das Fernwärmenetz in Betrieb. Welche Änderungen bringt dieses neue Tätigkeitsfeld für Ihr Unternehmen?

Nach mehreren Jahren Projektierung und Realisierung lieferten wir am 23. Juni letzten Jahres die ersten kWh Wärme ans Areal Pôle Santé. Es kommt als erster Nutzer in den Genuss der neuen lokalen und erneuerbaren Energie. Die Bauarbeiten werden fortgesetzt, um in naher Zukunft das Stadtzentrum von Sitten zu erschliessen. Im Endausbau soll das Wärmenetz jährlich 20'000 Tonnen CO2 einsparen und den Verbrauch von 10'000 Haushalten decken. Mit dem Abschluss dieses Grossprojekts hat enevi einen wichtigen Meilenstein seiner strategischen Entwicklung erreicht, die schon vor mehr als 15 Jahren mit dem Ziel einer optimalen Energieeffizienz eingeleitet wurde. Unsere Anlage nimmt ihre Rolle der thermischen Abfallverwertung somit vollumfänglich wahr und stärkt ihre Position als unumgänglicher Player der Energiewende.

Haben Sie das Maximum an Wärmeenergie erreicht, die bei der Verbrennung des Abfalls entsteht?

Wir könnten noch etwas mehr produzieren. Das erfordert eine gute Planung, um die Verfügbarkeit des Abfalls zu optimieren. Im Sommer verwerten wir weniger Abfall, da wir dann auch weniger Wärme über das Wärmenetz liefern. So können wir ein Maximum an Abfall für die Produktion von Wärmeenergie im Winter aufsparen. Es geht also nicht mehr bloss ums Energiemanagement, sondern auch ums Abfallmanagement – mit einem Austausch von Kehricht unter verschiedenen Partnern.

Welche Ziele verfolgen Sie in den kommenden Jahren?

enevi engagiert sich konkret im Sinne der Energiestrategie 2050, indem wir unsere Energieeffizienz kontinuierlich verbessern. In Zukunft wollen wir unsere Rolle bei der Energiewende und der Dekarbonisierung im Wallis voll und ganz wahrnehmen: Mit unseren öffentlichen und privaten Partnern wollen wir effiziente und innovative Lösungen entwickeln, die den Gemeinden, der Bevölkerung und den Unternehmen zugutekommen. 2021 haben wir Grundstücke nördlich unseres Areals erworben. Diese erlauben es uns, unsere Leistungsfähigkeit weiter zu optimieren, indem wir neue Geschäftsfelder erschliessen oder sich neue Akteure bei uns ansiedeln. Wir sind auf der Suche nach Projekten und Partnern, um die gesamten 100 GWh an verfügbarer Wärme zu nutzen – insbesondere während der Sommermonate, wenn die Fernwärmeversorgung relativ wenig Energie beansprucht.